Das Wassertaxi
Wassertaxi mit Stop in Schwielowsee – Wunsch oder Wirklichkeit?
Vielversprechend verkündet uns Ende März die Potsdamer Neueste Nachrichten, dass das Wassertaxi am 21. Oktober 2017 eine Fahrt zum „Schwielowsee in Flammen“ anlässlich des 700-jährigen Jubiläums von Caputh und Ferch durchführt. Anlass zur Hoffnung, dass das Wassertaxi doch noch zu uns nach Schwielowsee kommt? Vielversprechend auch die Tatsache, dass ein Wassertaxi bei Anlegeübungen am Schlossparkanleger von aufmerksamen Caputhern gesichtet wurde. Noch mehr Anlass zur Hoffnung? Werden wir bald nicht mehr nur zuschauen, wie das Wassertaxi das Strandbad Templin ansteuert, aber Caputh dann wieder schnöde das Heck zudreht? Wäre das nicht schön, diesen gelben Potsdamer „Linienbus auf dem Wasser“ bis – mindestens – nach Caputh nutzen zu können? Gerade jetzt, wenn die Straße gebaut wird oder dann, wenn man zu müde zum Radeln ist?
Mit diesen Fragen im Kopf radle ich zur Pressekonferenz, zu der die Weisse Flotte Potsdam GmbH anlässlich des 10jährigen Jubiläums des Potsdamer Wassertaxis eingeladen hat. Und hoffe natürlich auf beglückende Antworten!
Zuallererst bin ich beeindruckt von der Erfolgsgeschichte der Wassertaxis: über 300.000 Fahrgäste und knapp 60.000 Fahrräder in zehn Jahren, davon allein in der letzten Saison 41.000 Fahrgäste und 6500 Fahrräder, Tendenz stetig steigend. 2017 erwartet man bis zu 50.000 Fahrgäste! Ein Grund ist sicherlich das Museum Barberini, was alle Erwartungen übertrifft: 600.000 Besucher in den ersten drei Monaten! Viele davon schlendern nach dem Museumsbesuch runter zur Schiffsanlegestelle, um ihren Weg fortzusetzen. Zum Beispiel zum Schloss Babelsberg, wo es anlässlich der Pücklerausstellung das sogenannte Pückler-Ticket gibt für 7,00€ hin und zurück.
Doch die Touristen sind es nicht, die das Wassertaxi vorwiegend nutzen. Das betont der Geschäftsführer Herr Lehmann ausdrücklich. „Die Mehrzahl der Nutzer sind Potsdamer. Viele von ihnen haben ein Zehnerticket. Und die Radfahrer. E-Bike-Fahrer können bei uns sogar ihre Batterie laden während der Fahrt!“ So gibt es für die Potsdamer allein in der staugeplagten Zeppelinstrasse fünf gut genutzte Anlegestellen – die Wasserstrasse als Alternative zur Bundesstrasse! Auch die Ausflugsziele in die nähere Umgebung sind für die 185.000 Potsdamer mit dem Wassertaxi leicht und preiswert erreichbar. Herr Lehmann bedauert es außerordentlich, dass die Stadt Potsdam noch immer nicht die Bedeutung der „Wasser-Strassen“ von Potsdam verstanden hat. Könnten diese doch bei guter Nutzung die Verkehrsproblematik entschärfen, zumal es in Potsdam noch so viele Anlegestellen im Dornröschenschlaf gibt. „Da könnte man sich an Hamburg oder Sydney ein Beispiel nehmen. In Hamburg fahren 20 Wassertaxis ständig hin und her“ meint Herr Lehmann. Aber in Potsdam gebe es kein offenes Ohr, keinerlei Zuschüsse von der Stadt oder vom Land, auch werde die Bedeutung eines „öffentlichen Linienverkehrs auf dem Wasser“ nicht verstanden noch unterstützt, obwohl so ein hoher Bedarf bestehe. Das bedauert Herr Lehmann außerordentlich.
Er hat klare Vorstellungen für die Zukunft: er möchte die „gelben Wasserbusse“ mit dem öffentlichen Nahverkehr vernetzen, Fahrpläne aufeinander abstimmen und immer mehr barrierefreie Anlegestelle schaffen. Die Wassertaxis sollen ein echtes Verkehrsmittel werden, alternativ zur Straße, wo sich der Verkehr staut und nur zwei Brücken diesen bewältigen müssen. In Zukunft sollen auch Elektroantrieb oder andere innovative Antriebsmöglichkeiten die Taxis fortbewegen.
Ist denn nun bei all diesen guten Visionen und diesem hohen Engagement auch eine Anbindung von Schwielowsee dabei? Ach, da gefallen mir die Antworten von Herrn Lehmann weniger. Er sieht zum einen keinen Bedarf, zum anderen gäbe es dann Fahrplanprobleme, da die Strecke zu lang würde. Dann möchte er natürlich keine Konkurrenz zu den Havelseenrundfahrten der Weissen Flotte anbieten. Doch diese sind teurer und haben außerdem keinen Platz für Fahrräder. Herr Lehmann signalisiert allerdings gleichzeitig Offenheit für ein Wassertaxi speziell nur für Schwielowsee, ähnlich der Kulturbus-Linie 607. Da stehe er ständig mit der Bürgermeisterin im Gespräch.
Zurück zu meinem hartnäckig geäußerten Wunsch „öffentlicher Linienverkehr auf dem Wasser zwischen Potsdam und Schwielowsee als Alternative zur Strasse“. Da kann ich Herrn Lehmann einfach nicht mehr aus der Nase ziehen als diesen Satz: „In den nächsten Jahren kommen wir da bestimmt weiter“. Mmmh!
Eva Loschky
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