Der Königsmacher von Caputh: Thomas Seyfarth
„Wenn wir eine Monarchie hätten, dann wäre Georg Friedrich Ferdinand Prinz von Preußen unser Kaiser!“ so erklärt mir Frau Seyfarth mit einfachen Worten die gesellschaftliche Stellung des Ururenkels des letzten deutschen Kaisers. Der heutige „Chef“ des Hauses Hohenzollern ist einer der prominentesten und größten Kunden von Thomas Seyfarth. Für den Prinzen fertigt der gelernte Stuckateur Büsten und Figuren der früheren Königsfamilie, u.a. die Büste von Königin Luise. Diese werden im Museum oder im Onlineshop der berühmten Burg Hohenzollern verkauft.
Die Büste von Königin Luise, der „Königin der Herzen“ mag Thomas Seyfarth besonders. Auch mir hat es diese knapp 20cm hohe Büste angetan: sie ist derart fein und liebevoll gearbeitet und zeigt zudem eine wunderschöne Frau. Kein Wunder, dass sie sich so gut verkauft!
Die Büsten und Figuren bestehen heute aus Marmorporzellan, einer besonders harten Mischung aus zermahlenem Marmor und Porzellanmehl. Thomas Seyfarth gibt diese Mischung in eine Kautschukform, die er vorher selbst nach ausgewählten Kopien oder Originalen hergestellt hat. In dieser Form kann der Kunstgießer dann die Spezialmasse kurz auf über 150 Grad erhitzen. Den Abguss bearbeitet Thomas Seyfarth anschließend und bestreicht sie mit einer Patinaschicht. Der Kunstgießer ist Perfektionist und detailverliebt. Kanten müssen sauber abgeschliffen sein, nirgendwo hängt noch der kleinste Tropfen, noch stört ein eingeschlossenes Luftbläschen. Kein anderer außer ihm stellt in dieser Qualität her – das macht Thomas Seyfarth so einzigartig. Und das wissen seine Kunden in ganz Europa zu schätzen.
Und diese berühmte Preußische Kunstgießerei steht mitten In Caputh. Es ist die ehemalige Marmeladen- und Saftmanufaktur, die „Musbude“, die Frau Seyfarths Großeltern in Betrieb hatten. Ein verwunschenes Ambiente und ein wunderbares Domizil für die mehr als 1000 Büstenmodelle von Kaisern, Königen und anderen bedeutenden Figuren. Wie in einer Schatzkammer kann man hier Preußische Kultur und Geschichte entdecken.
Georg Friedrich Ferdinand Prinz von Preußen hat dieser einmaligen Werkstatt schon persönlich seinen Besuch abgestattet! Dreißig Mitarbeiter aus dem Museum „Haus Doorn“ aus Niederlanden waren da, um persönlich zu sehen, wo und wie die Büste des letzten deutschen Kaisers hergestellt wird. Im „Huis Doorn“ hat Kaiser Wilhelm II. bis zu seinem Tod im Exil gelebt. Natürlich ordern viele andere Museumsshops – darunter der des Schlosses Charlottenburg und des Schlosses Sanssouci – regelmäßig kleinere Büsten und Köpfe für ihre Besucher, die sich ein Souvenir mitnehmen wollen. Auch die Bundeswehr in Geltow bestellt hier gerne ihre Abschiedsgeschenke für höhere Bedienstete oder wichtige ausländische Besucher – oft ist es der Alte Fritz mit seinen Hunden.
Thomas Seyfarth wuchs ganz in der Nähe des Parks Sanssouci auf. Seinen Meister als Stuckateur hat er in der Potsdamer VEB Stuck- und Betonwerkstein abgelegt. Als Stuckateur hinterließ er an vielen wichtigen Orten seine Spuren: in Sanssouci, im Neuen Palais, in der Semperoper. Schon in jenen Jahren interessierten Thomas Seyfarth die Figuren besonders. Er wollte Körper und Skulpturen in seinen Händen entstehen lassen. Also formte er privat, heimlich im Keller und verkaufte seine Werke. Sein Talent wurde erkannt und so erhielt er bei der DEFA eine Spezialausbildung in Kunstformerei. Für den Film formte er Figuren für die Kulissen sowie andere Ausstattungsgegenstände.
1987 machte sich Thomas Seyfarth selbständig und musste zunächst den Nachweis erbringen, dass seine Figuren auch gebraucht werden. Ohne Bevölkerungsbedarf keine Gewerbegenehmigung. So sammelte er Unterschriften von potenziellen Abnehmern und hielt ein Jahr später den Gewerbeschein in der Hand. Die Wende änderte nichts: denn die formvollendeten Büsten und Figuren, die Thomas Seyfarth Tag für Tag, 7 Tage in der Woche in seiner Werkstatt, mit großer Liebe herstellt, sind nach wie vor begehrt und die Nachfrage ist groß. 2018 arbeitet Thomas Seyfarth schon seit 20 Jahren in Caputh, ein Jubiläum. Er lebt seine Leidenschaft und liebt den Rückzug in seine Werkstatt, um dort konzentriert und meditativ zu arbeiten. Ein stiller Mensch, der wunderbare Dinge erschafft! Vielen Dank!
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