„Wir stellen jeden Tag Rezepturen her – Salben, Lösungen, Kapseln oder Pulver“
APOTHEKER BERND ALBRECHT
Apotheker Bernd Albrecht mit seinen Mitarbeiterinnen v.l.n.r. die Apothekerinnen Frau Wittfoth und Frau Modrow, PTA- Praktikantin Frau Protz und mit seiner Frau Apothekerin Marion Albrecht. (Foto: Eva Loschky)
Was im arabischen Raum schon im neunten Jahrhundert üblich war, regelte der Stauferkönig Friedrich II. im europäischen Bereich erst zwischen 1231 und 1243: Die gesetzlich bindende Trennung zwischen dem Medicus und dem Apothecarius. Das war die eigentliche Geburtsstunde eines der ältesten und anspruchsvollsten Berufszweige in Deutschland, der des Apothekers. In Schwielowsee gibt es heute zwei Apotheken: Die Theresia-Apotheke in Geltow, die erst vor einigen Jahren eröffnet wurde, und die Schwielowsee Apotheke in Caputh, die schon seit 92 Jahren besteht.
Im Juli 1926 eröffnete die Charlottenhof-Apotheke aus Potsdam in Caputh eine Zweigstelle, verwaltet von Alwin Schöne, dem Urgroßvater von Bernd Albrecht, der heute die Schwielowsee Apotheke betreibt. Alwin Schöne erhielt später die Konzession für eine „Vollapotheke“ und durfte mit ihr in die Weberstrasse 36 umziehen. Seine einzige Tochter Ilse heiratete 1935 den Greifswalder Apotheker Joachim Albrecht. Dieser arbeitet ab 1943 in der Apotheke mit. 1961 starb Gründungsvater Alwin Schöne. Nach DDR-Recht konnten nur die unmittelbaren Erben die Apotheke privat weiterführen. Tochter Ilse war Apothekenhelferin, hatte also nicht die notwendige Approbation. So wurde die Apotheke verstaatlicht und Ilses Mann – Joachim Albrecht – Apothekenleiter. Als er 1971 plötzlich verstarb, übernahm Pharmazierat Dietrich Schmidt für knapp 20 Jahre die Apothekenleitung.
Nach der Wende nahm Alwin Schönes Urenkel Bernd Albrecht die Apotheke wieder in Familienbesitz. Die Leidenschaft für Pharmazie wurde ihm schon in die Wiege gelegt. Wurde er doch am gleichen Tag, an dem sein Urgroßvater die Apotheke in Caputh eröffnete, nur eben 35 Jahre später geboren! Wie sein Großvater studierte er in Greifswald Pharmazie. Er lernte im Studium seine Frau Marion kennen, die Inhaberin der Seddiner See Apotheke. 1999 zog er mit der Schwielowsee-Apotheke in das neue Haus in der Friedrich-Ebert-Straße. Sohn Magnus Albrecht könnte die Tradition fortsetzen, hat er doch in diesem Jahr sein Staatsexamen im Fach Pharmazie an der Universität in Greifswald erfolgreich bestanden und die Approbation als Apotheker erhalten!
Was macht das Besondere des Apothekerberufs gerade heute in Online- Zeiten aus, frage ich Bernd Albrecht. Er sagt: „Wenn ich aus der Sicht eines Offizinapothekers antworten darf: In einer Vor-Ort-Apotheke bekommt der Patient vor allem eine kompetente Gesundheitsberatung von Mensch zu Mensch. Die Vor- Ort- Apotheken sind damit unverzichtbarer Bestandteil der sozialen Infrastruktur, die es zu schützen und zu erhalten gilt. Apotheken leisten im Jahr deutschlandweit 470.000 Nacht- und Notdienste, fertigen über 13 Millionen Rezepturen an, prüfen industriell hergestellte Arzneimittel und versorgen Arztpraxen, Seniorenzentren und Pflegedienste mit Arzneimitteln und Medizinprodukten. Sie stellen sicher, dass jedes in Deutschland zugelassene und verfügbare Arzneimittel sofort oder innerhalb weniger Stunden erhältlich ist und Schwerkranke wohnortnah hochwirksame Schmerzmittel (Betäubungsmittel) erhalten. Jede Apotheke verfügt gesetzlich vorgegeben neben der öffentlich zugänglichen Offizin – das ist der Verkaufsraum – mit separatem Beratungsbereich über ein Lager, eine Rezeptur, ein Labor und das Nacht- und Notdienstzimmer. In der Rezeptur- und das ist das A und O- werden in einer Apotheke nach wie vor täglich Individualrezepturen, zumeist auf Anweisung des Arztes, hergestellt.
Wussten Sie, dass ein Apotheker jeden Arzneistoff erst nach einer „Identitätsprüfung“ im Labor vor Ort für eine Rezeptur verwenden darf? In dem Sinne: Ist auch wirklich drin, was draufsteht? Erst dann kann er den Wirkstoff für die Rezeptur freigeben. „Wir stellen jeden Tag Rezepturen zum Beispiel Salben, Lösungen, Kapseln oder Pulver her. Eben das zeichnet uns Apotheker vor Ort aus“ sagt Bernd Albrecht.
Eine Gemeinde – zwei Apotheken, jede mit ihrem eigenen Schwerpunkt, das ist leider selten geworden. Und für beide gilt: „Zu Risiken oder Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“. Für Schwielowsee ist es ein Gewinn, dass wir diese Möglichkeit noch haben.
Eva Loschky
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